Mission Weißer Flamingo | Interview mit Anna-Ida Almus
Mission Weißer Flamingo zu Gast im DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst
© Michael Jezierny

Die Macherin des Podcasts

Hinter dem Podcast "Mission weißer Flamingo" steht Anna-Ida Almus. Sie absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Kulturbüro Münsterland und hat den Podcast als eigenes Projekt entwickelt und umgesetzt. Ihr Ziel: Menschen sollen Kultureinrichtungen, -orte und -projekte in ihrer eigenen Region entdecken oder neu entdecken. Dafür hat sie sich nicht nur die Ausrüstung und das Know-How angeschafft, um einen Podcast zu produzieren, sondern auch ihren eigenen Horizont erweitert.

Im Interview erzählt sie zum Start der ersten Folge mehr über das Podcast-Projekt, wie sie auf die Idee kam, vor welchen Herausforderungen sie stand und was sie am meisten beeindruckt hat:

Interview zum Podcast-Projekt

Anna-Ida, du hast jetzt dein eigenes Projekt auf den Weg gebracht und produzierst einen Kultur-Podcast. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Während eines FSJ Kultur soll man ein eigenständiges Projekt entwickeln. Das hatte ich quasi die ganze Zeit im Hinterkopf und habe beobachtet, welche Aufgaben das Kulturbüro hat und wie man das mit dem Projekt verbinden kann. Zu meinen Aufgaben gehört, bei Seminaren der Weiterbildungsreihe Kulturakademie Münsterland dabei zu sein und die Teilnehmer zu betreuen. Letztes Jahr gab es die Veranstaltung „Social Media Update“, die ich mit Andre Sebastian, der die Akademie organisiert und unser Kulturbüro leitet, betreut hatte. Als der Referent einzelne Social-Media-Plattformen vorstellte, kam auch das Thema Podcast auf. Der Podcast besticht dadurch, dass man ihn flexibel immer und überall hören kann und man als Macher dem Zuhörer besondere Blicke in sein Arbeitsfeld gibt. Andre fand das eine super Idee für das Kulturbüro, um das Wissen, das man dort bekommt, zu teilen. Und da ich selbst sehr gerne recherchiere, vor allem aber gerne viel rede, hatten wir quasi zeitgleich die Idee, dass ein Podcast ein tolles eigenständiges Projekt ist. Ich habe dann weiter darüber philosophiert und überlegt, was eigentlich für Außenstehende am Kulturbüro interessant wäre. Wäre es interessant, den Podcast aus meiner Sicht als FSJlerin zu machen und meinen Alltag zu beschreiben? Oder wäre es interessanter, das Kulturbüro an sich vorzustellen? Oder die Kulturregion Münsterland, in der wir unterwegs sind?

Und wofür hast du dich letztendlich entschieden, worum geht’s im Podcast?

In meinen Podcast geht es um Kultureinrichtungen und -Projekte auf dem Land: Ich erkunde das Münsterland und stelle seine Kulturorte vor, die ich durch meine Arbeit beim Kulturbüro kenne. Mein Ziel ist es, dass auch andere Menschen diese „Schätze“ entdecken oder neu entdecken.

Wie genau machst du das?

Ich fahre direkt zu den Kulturorten hin, schaue sie mir in Ruhe an und befrage die Menschen hinter den Kulissen. Dieser Aspekt ist mir besonders wichtig und macht mir auch am meisten Spaß.

Warum ist es für dich überhaupt interessant, kulturelle Einrichtungen im ländlichen Raum vorzustellen?

Ich glaube, es fehlt oft die Zeit oder auch die Muße, sich von seinen bekannten, meist zentral gelegenen kulturellen Anlaufstellen zu lösen und sich aktiv auf die Suche nach neuen Orten zu machen – besonders, wenn das mit einer kleinen Weltreise ins Ländliche verbunden ist. Ich habe diese Orte bei meinem FSJ kennengelernt und hatte sie vorher privat auch noch nicht auf dem Schirm. Und das möchte ich mit dem Podcast einfach weitergeben.

Der Podcast ist dein FSJ-Projekt, wie du gesagt hast. Du wirst aber auch noch mit einem zusätzlichen Förderprogramm unterstützt, richtig?

Genau, ich bekomme noch eine Förderung im Rahmen des Programms „land.schafft – Kultur in ländlichen Räumen“ der Bundesvereinigung Kultureller Kinder- und Jugendbildung. Ziel des Programms ist es, Einrichtungen in ländlichen Räumen sinnvoll zu unterstützen und vor allem zugänglich zu machen. Viele Einrichtungen liegen abseits der Fußgängerzone und fallen damit aus unserem Blickfeld. Wenn wir im Urlaub sind, haben wir ein ganz anderes, weiteres Blickfeld und wollen alles sehen. Zuhause meint man, alles zu kennen, und übersieht gerne mal die außergewöhnlichen Orte. Dabei lohnt sich ein zweiter Blick auf die eigene Umgebung und ihre Kulturorte doppelt und dreifach!

Wie ist es für dich, am eigenen Projekt zu arbeiten?

Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, obwohl es mehr Arbeit ist, als ich gedacht hätte. Am Anfang hatte ich im Kopf, dass ich den Podcast "mal eben" mache. Das ist definitiv nicht so! Man muss sich schon ordentlich informieren. Ich habe dafür extra an einem Podcast-Seminar in Frankfurt am Main teilgenommen. Neben den ganzen Infos kommt auch einiges an Technik dazu, was für mich als absoluter Laie herausfordernd war. Mittlerweile macht es mir richtig Spaß. Zum Üben hatte ich jetzt ziemlich viel Zeit, weil ich schon Anfang des Jahres mit dem Podcast anfangen wollte. Im März sollten die Aufnahmen starten und im April die erste Folge erscheinen. Allerdings ging das durch Corona nicht. Ich habe die Zeit genutzt, um ein neues Konzept auf die Beine zu stellen, quasi eine „Lockdown“-Alternative. Diese Alternative war aber in Windeseile wieder überholt und ich konnte zu meinem eigentlichen Konzept zurückkehren. Deswegen war das alles in allem ein großes Auf und Ab. Ich habe dadurch sehr viel dazu gelernt. Vor allem, Dinge über den Haufen zu werfen und sich nicht an irgendwas allzu sehr festzuhalten.

Das klingt so, als hättest du genau das durchgemacht, was wahrscheinlich die meisten Kulturschaffenden erlebt haben. Worauf freust du dich besonders, wenn es jetzt endlich losgehen kann?

Mit den Menschen persönlich in Kontakt zu treten. Nicht immer nur E-Mails zu schreiben, sondern wirklich auch mal die Häuser zu besuchen. Das umzusetzen, worüber ich monatelang nachgedacht und gegrübelt habe. Bis jetzt war die passive Phase und jetzt wird es endlich aktiv!

Wer muss sich deinen Podcast unbedingt anhören?

Also platt gesagt: alle! Es ist ein Podcast aus dem Münsterland, aber gleichzeitig auch fürs Münsterland. Für Leute, die sich mehr über die Region informieren möchten. Für Leute, die sagen, dass sie das Münsterland schon in und auswendig kennen. Es gibt so viele kleine Orte, die erkundet werden wollen.

Zu guter Letzt: Warum heißt der Podcast „Mission Weißer Flamingo“?

So ganz genau kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Ich habe mich mit meiner Kollegin Simone zusammengesetzt und über Namen philosophiert. Da kamen die weißen Flamingos aus dem Zwillbrocker Venn in Vreden ins Gespräch. Die Vögel haben sich ausgerechnet in einem Naturschutzgebiet im Münsterland angesiedelt und bekommen dort nicht genügend Krebstiere, weswegen sie nahezu weiß sind. Sie sind etwas ganz Besonderes hier in der Region – genau wie die Kulturorte, die ich im Podcast vorstellen möchte. Wir haben dann meine anfängliche Idee, dem ganzen Podcast einen Hauch Action mitzugeben, damit kombiniert: Fertig war der Name "Mission Weißer Flamingo".

Die Mission Weißer Flamingo zur Entdeckung der Besonderheiten des kulturellen Münsterlands! Damit hast du alle Fragen beantwortet. Möchtest du noch etwas loswerden zum Abschluss?

Ich freue mich sehr, dass es endlich losgehen kann. Von daher: Schaltet alle ein! Ich bin sehr gespannt, wo die Reise noch hingeht oder ob es vielleicht nochmal spontane Zwischenereignisse gibt.

Das Gespräch führten Anna-Ida-Almus und Simone Schiffer am 4. Juni 2020.

Was ist ein FSJ Kultur?

Das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur (FSJ Kultur) bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich in Einrichtungen der Kulturarbeit auszuprobieren, Orientierung zu finden und sich persönlich und professionell weiterzuentwickeln. Das Kulturbüro Münsterland bietet seit einigen Jahren ein  FSJ Kultur an. Anna-Ida Almus hat sich dafür entschieden, da es praktisches Wissen vermittelt:

"Nach meinem Abi wollte ich ein Jahr eher aktiv sein und nicht passiv einfach Stoff auswendig lernen. Also habe ich mich informiert und bin darüber zum FSJ Kultur gekommen, bei dem man gegen ein Taschengeld in einem Beruf arbeiten kann. Berufsbegleitend finden auch noch Seminarfahrten mit anderen FSJlerinnen und FSJlern statt, wobei man sich austauschen und auch über sich selbst lernen kann. Ich habe mich um meinen Wohnort rum bei verschiedensten Einsatzstellen beworben, hatte einige Bewerbungsgespräche und beim Kulturbüro stimmten die Inhalte und die Chemie von Anfang an."

 

© Michael Jezierny
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