RKP-Projekte 2022

Das Atelier für kulturelle Angelegenheiten (AkA) hat in den zwei vorheringen Jahren eine Reihe von künstlerischen und musikalischen Aktionen im Stadtgebiet von Borken veranstaltet. Daran wurde 2022 angeknüpft: Gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteuren vor Ort haben Stefan Demming und Michael Rieken Formate wie Mini-Kunstfestivals, Global Dorf Disco und Audiowalks mit Aufnahmen aus aller Welt auf die Beine gestellt. Insgesamt standen sechs Ausstellungen und sechs Veranstaltungen im öffentlichen Raum auf dem Programm.

Am 21. Mai 2022 haben das Kulturbüro Münsterland, die vier Kreise und die Stadt Münster ein Jubiläumsfestival inklusive Zeitreise durch die bisher geförderten RKP-Projekte veranstaltet. Nach Auftaktprogrammen in den einzelnen Kreisen machten sich die Besucherinnen und Besucher mit dem Rad, Bus, zu Pferd oder zu Fuß auf den Weg nach Münster zum großen Finale am Mühlenhof. Hier erwarteten sie Konzerte, Performances, Ausstellungen und Überraschungen aus 25 Jahren Regionale Kulturpolitik im Münsterland.

Münsterland e.V.

„Rauf auf die Tanzfläche“ war das Credo des auf zwei Jahre angelegten Projektes des rock’n’popmuseums in Gronau. Die wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens der Disco in seinen unterschiedlichen Facetten, von Lokalität über Musikstil bis zum Geschäftsmodell, stand 2022 im Mittelpunkt der Projektarbeit. Gemeinsam mit regionalen Partnern aus der münsterländischen Kulturszene wurden Grundlagen erarbeitet, die 2023 im Rahmen einer Ausstellung im rock’n’popmuseum präsentiert werden. Die Tanzfläche des Musikclubs Turbine bot hier eine hervorragende Projektionsfläche für vergangenen Trends, gegenwärtige Erlebnisse und zukünftige Entwicklungen. In abendlichen Veranstaltungen spiegelten sich die Line-Ups der Diskotheken des Münsterlands wider und versprachen eine informative und zugleich unterhaltende Reminiszenz an alte Zeiten sowie einen Blick in die aktuelle – pandemiebedingte – Lage der Clubs in der Region und darüber hinaus. 

In den Gemeinden Altenberge, Bocholt, Oelde, Emsdetten und Telgte stellte der in Altenberge lebende Künstler Willi Landsknecht für jeweils sechs Wochen zwei Schwanzflossen abtauchender Blauwale in Originalgröße aus. Die Wanderskulpturen wurden Teil der münsterländischen Landschaft und konnten wunderbar zu Fuß und mit dem Rad an den ausgesuchten Plätzen entdeckt werden. Ein Rahmenprogramm rundete das frei nach Hölderlin genannte Kooperationsprojekt „endless: das Meer der Woge des Kornfeldes gleicht“ ab.

Der RESET e.V. verwandelte die Freibäder im Münsterland in freudige Festivalgelände. Geplant waren gewohnt hochklassige Pop-, Jazz-, Klassik- und Elektronik-Konzerte von Künstlerinnen und Künstlern sowohl aus der Region als auch international. Dazu gab’s ein buntes Programm mit Überraschungen à la Theater auf dem Sprungturm, Mitternachtsschwimmen mit Live-Musik, Kunst im Schließfach und vieles mehr.

Reset e.V.

Die historische Webserie Haus Kummerveldt, ausgezeichnet mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Filmakademie, ging in die zweite Staffel. Im Fokus steht erneut die Adelige Luise, die sich weiterhin als Schriftstellerin versucht und den patriarchalen Strukturen des 19. Jahrhunderts widersetzt. Die Webserie wurde auf Kino- und Open-Air-Vorführungen im gesamten Münsterland und auf nationalen und internationalen Film- und Webfestivals gezeigt.

In leerstehenden Läden im Münsterland wurden die Geschichten der Orte von Künstlerinnen und Künstlern der interkulturellen Initiative Heimat X aufgegriffen und zu einem heimatkundlichen Storytelling verwoben. Gedächtnisorte wurden wieder sichtbar: Der Schreibwarenladen, in dem man als Kind die ersten Schulhefte gekauft hat. Die Gaststätte, in der die Großeltern ihre Hochzeit gefeiert haben. Der Spielzeugladen, an dessen Schaufenster Kindheitsträume gelebt wurden. Heimat:Kunde vermittelte die Kunde einer in die Gegenwart transformierten Heimatkultur.

Die Filmwerkstatt Münster lud fünf Filmteams ein, sich auf Spurensuche nach dem Spannungsverhältnis von Mensch und Natur im Münsterland zu begeben. Die entstandenen dokumentarisch-künstlerischen Kurzfilme zeigten ein vielfältiges Bild dieser Mensch-Natur-Beziehung, das in manchen Momenten beängstigend, in anderen aber auch hoffnungsvoll sein kann.

Die kulturelle Radtour war ein Kooperationsprojekt von sechs Kommunen und präsentierte die kulturelle Vielfalt der Region rund um das Leitthema Wasser. Entlang der Stever erlebten die Teilnehmenden Musik, Lyrik, Schauspiel, Zauberkunst sowie Licht- und Klanginstallationen auf Inseln, Booten oder direkt am Ufer.

Ausgelöst durch die Klimakrise sowie gesellschaftliche und geopolitische Entwicklungen werden etablierte Strukturen vermehrt in Frage gestellt. Die Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, in Kooperation mit der Sekundarschule Horstmar Schöppingen und der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, befasste sich mit Fragen einer alternativen Unternehmenskultur. Dabei wurden Innen- und Außenraum zusammengedacht und Aspekte von nachhaltigeren und gerechteren Kreisläufen einbezogen. Während des Projektes wurde ein biodiverser Nutzgarten angelegt, ein Zusammenhang zur Programmgestaltung hergestellt und ein Leitfaden entwickelt, der Fragen zur Mobilität, zum Umgang mit Ressourcen und den im Künstlerdorf angesiedelten, temporären Gemeinschaften regelt.

Wie spukt kulturelles Erbe durch unsere Gegenwart? Anlässlich des 225. Geburtstags und des 175. Todestages Annette von Droste-Hülshoffs ermöglichte Burg Hülshoff – Center for Literature transregionale und transkulturelle Lesarten ihrer Texte – mit Gespenstern. Dabei war Spuk alles andere als negativ besetzt, sondern rückte Fragen nach Besitz, Privilegien, Geschichten, zu einer bestimmten Sprache, zu Ritualen und Gemeinschaften in den Fokus. Das Projekt teilte sich in eine partizipative Museumswerkstatt, in szenisch-performative Literaturformate, in Essays namhafter Künstlerinnen und Künstler sowie in ein Diskursforum auf.

Alle zwei Jahre bringt das Münsterland Festival Musik und Kunst aus einem Gastland Europas in die Region. 2023 können sich Besucherinnen und Besucher wieder auf einen Mix aus Jazz, Pop, Klassik und ländertypischen Klängen freuen – dieses Mal aus Finnland!

Nachbarschaften zur Kultur anzustiften und Kultur im weitesten Sinne zu leben – das war das Ziel des Projektes Nachbarschaftskonzerte. Nach den Wald- und Wiesen-Konzerten 2021 mit Musikerinnen und Musikern aus ganz Deutschland bietete die mobile Bonsai-Bühne auch 2022 einen Ort für Nachbarschaftskonzerte in Dörfern und Bauernschaften im Münsterland. Hier gab es Raum für Gespräche, um zu mehr kulturellem Engagement vor Ort zu ermutigen, sowie für Lesungen, Chorprojekte und die “Pflanzenorchestrierung” des Flow-Ra-Projekts.

Die Musikhochschule Münster bietete auch in diesem Jahr Workshops, Konzerte und kommunikative Formate mit erstklassigen Studierenden an. Die künstlerische Breite reichte von Neuer Musik (New-York-School) bis zu Percussion-Ensemble (Weltmusik), Cello-Quartett (Klassik und Folk) und Pop. Geplant durch studentische Initiativen findeten die Veranstaltungen nicht nur an Kulturorten, sondern auch in Seniorenresidenzen und Schulen statt.

Die Tänzerinnen des MNEME kollektivs bieteten für Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse Workshops im Münsterland an. Die Teilnehmenden erwartete ein philosophisches Vorgespräch, ein Bewegungsworkshop und eine Tanztheater-Performance. Grundlage war der Text „Uncivilisation“ von Paul Kingsnorth und Douglas Hine, der sich um den Abschied vom Glauben an den technologischen und zivilisatorischen Fortschritt und vom Mythos der Herrschaft des Menschen über die Natur dreht. Mit „Niemandsland“ wollte das MNEME kollektiv Mut machen, gemeinsam in den Abgrund zu schauen und dort nach Schönheit zu suchen. So erfuhren die Jugendlichen beispielsweise im Bewegungsworkshop, was es heißt, den eigenen Körper in Bewegung und die Dynamik und Kraft einer Gruppe zu erleben.

Das Künstlerduo Maria Vill und David Mannstein lud Interessierte aus der Bevölkerung, aus Vereinen, Schulen, Kirchengemeinden und soziokulturellen Institutionen ein. Bis zu 20 haushohe Fotocollagen, sogenannte Paste-Ups, mit Bezügen zur Region wurden gemeinsam entwickelt und an verschiedenen Fassaden im Kreis Steinfurt angebracht. Die Fotocollagen setzten sich kreativ mit der Heimat und Zeitgeschichte sowie mit Themen von Stadt- und Gesellschaftsentwicklung auseinander und visualisierten diese auf poetische Weise.

Bei mehr als sechs (Doppel-)Konzerten mit (inter-)nationalen Größen der Neoklassik wurden die Stilgrenzen von Pop, Klassik, Jazz und Elektronik aufgebrochen. Das Publikum des biennalen Festivals im Münsterland durfte sich ab Februar 2022 außerdem auf zwei neue Highlights freuen: PIANEO plante erstmals ein Club-Konzert und einen Open-Air-Ableger.

Das Münsterland wird 2023 wieder Schau- und Hörplatz für ganz besondere Klänge. Das spartenübergreifende Klangkunstfestival SOUNDSEEING ermöglicht seinen Besucherinnen und Besuchern mit seinem Zusammenspiel von Ausstellungen, Performances, Konzerten, Mitmachaktionen und Workshops ein einmaliges sinnliches Erleben von Klängen im Raum.

Europas Holzbläser Festival summerwinds tourte 2022 zum sechsten Mal durch das Münsterland! Von Juni bis September erwartete das Publikum rund 50 Konzerte aus Klassik, Crossover und Weltmusik. Es gastierten Musikerinnen und Musiker, junge Preisträgerinnen und Preisträger sowie Stars der Szene. Während die Holzbläser im Mittelpunkt des internationalen Festivals standen, gab es kleine Specials wie etwa die Ausstellung von Blockflötenbauern und -verlagen, eine Masterclass Oboe und vieles mehr.

Matten auf den Boden – das Kindertheater kommt! Nach fast 100 Aufführungen im Jahr 2021 ging das "Theater der blauen Inseln" 2022 in die zweite Runde und stellte die Teilhabe und den Fortgang der kulturellen Bildung für Kinder und Familien in den aktuell schwierigen Corona-Zeiten sicher. Das Aufführungsangebot des Theaters Don Kidschote aus Münster, des Figurentheaters Hille Puppille aus Dülmen und des Krokodil Theaters aus Tecklenburg richtete sich an alle Kindertagesstätten, Grund- und Förderschulen (Primarbereich), Initiativen und Freizeithäuser im gesamten Münsterland. Durch hohe Flexibilität passten sich die Kinder- und Familientheater an jegliche Corona-Einschränkungen an und brachten in diesen schwierigen Zeiten lebendige und fantasievolle Kinderkultur an jeden Ort – ganz egal, ob drinnen oder draußen.

Wie klingt das Münsterland? Sonus Loci 4x4 machte vier Orte durch Klang und Musik neu erfahrbar. Zunächst wurde der Ort akustisch erkundet, dann wurde komponiert und vor Ort aufgeführt. Zwischendurch rollte ein Klangmobil durch die Region und transportierte Klänge von einer Gemeinde zur nächsten.

Aus der Region für die Region: Von Mitte Juni, beginnend mit dem Tag der Gärten und Parks, bis Mitte September fanden zahlreiche Konzerte in Gärten und Parks im Münsterland sowie im Achterhoek und in der Region Twente statt. Der Fokus lag vor allem auf Jazz, aber auch auf Klassik und Rock/Pop mit Musikerinnen und Musikern aus der Region.

Bühne frei für einen Kurzfilmwestern im Münsterland: Im Zentrum der Handlung steht der frühere Strontianit-Abbau im Süden der Region – auf Platt. Das Ziel der Filmemacher um Nikos Saul: auch junge Erwachsene und Jugendliche für diese historische Epoche und die Regionalsprache Plattdeutsch begeistern.

Das Museum Abtei Liesborn, Kulturgut Haus Nottbeck und Haus Harkotten-von Korff erweckten in einer gemeinsamen Ausstellung die Porträtmalerei wieder zum Leben. Mit Fragen nach der Erfolgsgeschichte Johann Christoph Rincklakes (1764-1813), dem Lebensgefühl seiner Zeit und der Inszenierung von Identität, warfen die drei Häuser einen Blick auf die Bedeutung des Malers für das Münsterland und schufen eine Verbindung zu unserer heutigen Selfiekultur.

https://www.kulturgut-nottbeck.de/
https://harkotten.eu/

Das Tabuthema “Sterben” stand im Fokus der Performances der TanzPoeten: Im öffentlichen Raum und an Orten, an denen Tanz oder Theater sonst nicht zu erwarten sind, beschäftigten sich die Künstler:innen mit dem Übergang zwischen Leben und Tod, das Schwinden von körperlicher, sprachlicher Kommunikation und dem Umgang mit Sterben und Verlust.