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Naturgarten
© Münsterland e.V./Philipp Fölting
Ein Paradies für Tiere
Naturgarten

Die Naturgarten AG des NABU Münster im Interview

Ein Naturgarten sieht nicht nur schön aus und lockt viele Tiere an - er erfordert auch nur wenig Aufwand! Welche Vorteile ein Naturgarten sonst noch mit sich bringt, ob es den einen typischen münsterländischen Naturgarten gibt und wie ich in meinem Garten die Artenvielfalt und Lebendigkeit fördere - auf all das hat die Naturgarten AG des NABU Münsters Antworten. Im Interview versichert sie: „Ein Naturgarten kostet kaum Zeit, weil der Mensch weniger regulierwütig eingreift. Wenig jäten, schneiden, gießen …so bleibt Zeit, um zu genießen!“

Was ist ein Naturgarten?

Eine Wildblumenwiese
© Münsterland e.V.

Ein Naturgarten besteht größtenteils aus heimischen Wildpflanzen. Man kann sie absichtlich einbringen oder man lässt sie sich selber ansiedeln und sortiert dann die Störenden aus. Im Vorteil befindet sich hier, wer die Pflanzen kennt: was wächst zart und was wuchert? Jäten ist erlaubt. Denn ein Naturgarten ist keine Wildnis, sondern naturnah gestaltet:

Pflanzen wachsen an Orten, die gut zu ihnen passen (Bodenart, Temperatur, Licht, Niederschläge) und bereichern den Garten um Strukturen. Zum Beispiel lässt man Pflanzenstängel stehen und die Gehölze dürfen ihre natürliche Form weitgehend behalten, sodass sie Nahrung und Nistplatz bieten. Der Garten entwickelt sich dynamisch, denn mit Samen, Ausläufern und Co. „wandern“ Pflanzen gerne mal.

Außerdem verwendet man im Naturgarten möglichst wenig Kunststoff. Gift ist ebenso wie chemisch-synthetische Dünger tabu, stattdessen setzt man Pflanzenjauchen und Kompost ein. Erde soll keinen Torf enthalten, weil der Abbau der Moore massenhaft Treibhausgase freisetzt und wertvolle Lebensräume zerstört. Ein Naturgarten schont also die Umwelt und beheimatet viele heimische Wildpflanzen und -tiere.

Was sind die Vorteile eines Naturgartens?

Ein naturnaher Garten lockt viele Tiere und Insekten an.
© Münsterland e.V.

Heimische Wildpflanzen sind an unser Klima und unsere Böden angepasst. In einem naturnahen Verbund überstehen sie Trockenheit oder starken Regenfall darum besser, als Exoten. Zudem blühen sie über das Jahr verteilt und sind – in der Wildform – auf die Tierwelt abgestimmt. Strukturen, wie fruchtende Hecken oder Staudenstängel mit Samen im Herbst nähren und beherbergen Krabbler, Säugetiere und Vögel. Verzicht auf Gift tut zudem der eigenen Gesundheit gut.

Der Clou: Ein Naturgarten kostet kaum Zeit, weil der Mensch weniger regulierwütig eingreift. Wenig jäten, schneiden, gießen …so bleibt Zeit, um zu genießen!

Was ist typisch für einen "münsterländischen Naturgarten"?

Das Münsterland ist ländlich geprägt, die Bewohnerinnen und Bewohner lieben ihre grüne Umgebung und erkunden gerne per Rad ihre Parklandschaft. Es gibt keine Standardvorlage für Naturgärten, persönliche Vorlieben bestimmen die Gestaltung und den „Wildnis-Grad“ des eigenen Gartens.

Es bleibt zu hoffen, dass sich viele Münsterländer an die blühenden Wiesen und Äcker ihrer Kindheit erinnern. An Froschtümpel, verwobene Hecken und Obstbaumalleen. Und dass sie etwas von dieser Vielfalt in ihren Gärten bewahren möchten. 

Wie verwandele ich meinen Garten in einen Naturgarten? Was muss ich beachten?

Inzwischen gibt es Fachbetriebe, die sich auf die Planung und Anlage von Naturgärten spezialisiert haben. Aufwändige Elemente, wie Teiche mit Sumpfzone oder Trockenmauern lassen sich so wunderbar verwirklichen und neue Lebensräume entstehen. Jedoch auch kleine Schritte zählen: einfach einen Teil des Rasens wachsen lassen, grasfreie Stellen schaffen und mit Wildblumen einsäen bzw. bepflanzen oder abwarten, welche Pflanzen sich von selber einstellen.

Die kreativen Gestaltungsideen sind unbegrenzt, gerne mit vorhandenen Materialien wie: aufgeschichtete Abbruchsteine oder Ziegel, Baumwurzeln, Äste, Zweige zu Haufen zusammengetragen. Dazu eine Wasserschale, in alte Pfähle gebohrte Löcher für Wildbienen, ein erstes Kräuterbeet, ein paar Erdbeerpflanzen zum Naschen, ein Johannisbeerstrauch…

Beachten sollte man, dass die vorhandene Natur wertgeschätzt wird: gibt es bereits bodenbewohnende Bienen? Muss ich hier graben? Wie viele Insekten ernährt blühender Löwenzahn?

Mit Freude am Gärtnern und achtsamen Umgang mit Pflanzen und Tieren kann jeder nach und nach die Artenvielfalt und Lebendigkeit seines Gartens erhöhen.

Mehr über die AG Naturgarten

Die AG Naturgarten beim NABU Münster existiert seit Ende September 2020. Zentrale Leitgedanken der AG Naturgarten basieren auf der Absicht, dem eklatanten Rückgang der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken. Um dieser dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken, hat sich die AG Naturgarten deshalb das Ziel gesetzt, die naturnahe Gestaltung von Gärten und Grünflachen in Münster zu fördern. Denn lediglich entsprechend gestaltete sowie nachhaltig bewirtschaftete Gärten und Grünflachen können als so genannte Trittsteinbiotope im Biotopverbund ökologische Funktionen erfüllen, die es ermöglichen, dass sich Pflanzen und Tiere im Siedlungsbereich wieder ausbreiten.

Interesse geweckt?
NABU-AG-Naturgarten@web.de
www.nabu-muenster.de/ag-naturgarten

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