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Innovationen im Münsterland
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Innovationen

FAQ zum Thema Innovation

Innovation - Was ist das?

Das Wort Innovation leitet sich aus dem lateinischen „innovātiō“ ab, welches Erneuerung, Veränderung, Wandel, Neuheit bedeutet.
Fünf Aspekte sind für die Definition von Innovation wesentlich:

  • Innovationen sind umgesetzte Ideen.
  • Innovationen sind nur Innovationen, wenn sie Märkte revolutionieren.
  • Innovationen lösen Probleme und bringen damit Mehrwerte.
  • Innovationen sind für Kunden und damit menschzentriert.
  • Innovationen sind den Kunden einen Schritt voraus.

Wichtig ist es, im Unternehmen eine gemeinsame Definition von Innovation zu erarbeiten und diese für alle im Unternehmen sichtbar zu veröffentlichen und regelmäßig zu überprüfen. Nur, wenn allen klar ist, was das Wort Innovation im Unternehmen bedeutet, können Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Strang ziehen.

Warum sind Innovationen wichtig?

Innovationen sind für Unternehmen wichtig, um im Wettbewerb bestehen zu können. Studien belegen, dass Innovationen die Rendite, den Umsatz, die Zahl der Beschäftigten und die Produktivität von Unternehmen steigern. Innovative Produkte erzielen höhere Marktpreise und innovative Prozesse führen zu mehr Effizienz. Ohne Innovation und Veränderungsbereitschaft können Unternehmen wichtige Entwicklungen verschlafen und von Wettbewerbern überholt werden.

Als die Firma Apple beispielsweise im Jahr 2007 das erste iPhone der Weltöffentlichkeit präsentierte, war Nokia der Marktführer bei Mobiltelefonen. Zehn Jahre später musste Nokia seinen Mobiltelefonsparte an Microsoft verkaufen. Nokia hatte den Siegeszug der Smartphones mit Touchscreen nicht kommen sehen.

Wie und wann entstehen Innovationen?

Innovationen entstehen in Unternehmen, die über eine gute Innovationsfähigkeit verfügen. Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens lässt sich an der Veränderungsbereitschaft, Veränderungsmöglichkeit und an der Veränderungskompetenz messen. Mit Veränderungsbereitschaft ist beispielsweise gemeint, dass im Unternehmen nicht nur über Veränderungen gesprochen wird sondern diese auch aktiv umgesetzt werden. Veränderungsmöglichkeit hingegen umfasst das Vorhandensein von genügend Zeit und Ressourcen für die Innovationsarbeit. Veränderungskompetenz beschreibt das im Unternehmen vorhandene Wissen, zum Beispiel über Innovationstechniken.

Nur wenn sowohl Veränderungsbereitschaft, Veränderungsmöglichkeit als auch Veränderungskompetenz im Unternehmen vorhanden sind, kann Innovation entstehen. Ist eine der drei Voraussetzungen nicht gegeben, dann kann das Ergebnis Widerstand, Angst oder Frustration gegenüber Innovation und Veränderungen im Unternehmen sein.

Wie haben Innovationen Erfolg?

Innovationen haben dann Erfolg, wenn sie relevante Probleme lösen und Mehrwerte bieten. Kundenprobleme sind Innovationspotentiale. Der Schlüssel für erfolgreiche Innovationen ist damit die Auseinandersetzung mit dem Kunden. Kunden sollten beispielsweise regelmäßig besucht oder bei der Nutzung des Produkts beobachtet werden. Unternehmen sollten Probleme zulassen, aktuelle und mögliche zukünftige Probleme sammeln und bearbeiten. Dabei ist klar, dass die Lösung der Probleme Zeit beansprucht aber frühes Feedback von den Kunden unbedingt einzuholen ist, um nicht am Bedarf vorbei zu entwickeln.

Wie werden Innovationen gemessen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Erfolg von Innovationen zu messen. Zum einen spiegeln sich erfolgreiche Innovationen in einer hohen Kundenzufriedenheit wider. Zum anderen lassen eine hohe Anzahl an umgesetzten Kundenideen, Patenten, Publikationen und Preisen wie zum Beispiel den Innovationspreis Münsterland auf hohe Innovationskraft schließen. Oft werden als Kennzahlen auch der Umsatz durch Neuprodukte, die nicht älter als drei Jahre sind, und der daraus resultierende Gewinn genutzt.

Dabei ist zu beachten, dass sich das finanzielle Risiko von Innovationsprojekten gerade in frühen Phasen schlecht einschätzen lässt. Hier sollten Unternehmen Projekte nicht vorschnell einstellen. Deshalb sollten auch nicht-finanzielle Kennzahlen zur Beurteilung von Innovationsprojekten erhoben werden wie zum Beispiel die Mitarbeiterzufriedenheit.

Wo ensteht Innovation?

Innovation findet überall statt. Auf der einen Seite gibt es Unternehmer und Unternehmerinnen, die eine gute Idee haben - zum Beispiel Hermann Hölscher und Gottfried Windmöller, die 1869 zusammen die Papierwarenfabrik Windmöller & Hölscher in Lengerich gründeten. Zuerst produzierte die Firma in Handarbeit Papiertüten zur Verpackung von Waren für Kaufleute und Falzkapseln zum Verpacken von Medikamenten für Apotheker. Um die mühsame Handarbeit zu ersetzen, entwickelte Hermann Hölscher eine „Spitztütenmaschine“ und meldete diese 1877 zum Patent an. Heute ist Windmöller & Hölscher ein erfolgreiches international tätiges Maschinenbauunternehmen mit ca. 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin weltweit und spezialisiert auf die Produktion von Maschinen zur Herstellung flexibler Verpackungen.

Auf der anderen Seite sind viele Innovationen nutzergetrieben. Frank Brormann, Friseurmeister und Inhaber der 360° Haare GmbH in Oelde, erfand ein Schneidewerkzeug, mit dem Haare nicht mehr gerade, sondern schräg abgeschnitten werden. Dadurch werden sie elastischer, haben mehr Fülle und weniger Spliss. Das Schneidewerkzeug wurde also nicht von einem Scherenhersteller erfunden, sondern von einem Friseur. Für seine Entwicklung erhielt Frank Brormann 2019 den Innovationspreis Münsterland in der Kategorie "Klein und pfiffig".

Wie lassen sich Innovationen fördern?

Das Vorhandensein einer lebendigen Innovationskultur fördert Innovation im Unternehmen. Ein Innovationskultur-Checkup kann mit seinen Kriterien dabei helfen, die Innovationskultur im eigenen Unternehmen zu reflektieren und ein Stück weit zu messen.

Hier ein Auszug aus den Kriterien des Innovationskultur-Checkups:

  • Die Unternehmensleitung betont die Bedeutung von Innovation und steht spürbar für dieses Thema ein.
  • Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung kooperiert mit Hochschulen bzw. Fachhochschulen.
  • Innovations- und Kreativitätstechniken gehören zur Managementqualifizierung.
  • Diversity (zum Beispiel, Alter, Fachrichtung) ist ein Kriterium bei der Personalauswahl.
  • Ein Veränderungsvorschlag genießt einen natürlichen Vertrauensvorschuss.
  • Die Arbeitsplatzgestaltung fördert den Wissensaustausch.
  • Das Thema Innovation ist systematischer Bestandteil von Zielvereinbarungen.
  • In internen Medien wird regelmäßig über Innovations- und Veränderungsprozesse berichtet.

Was sind disruptive Innovationen?

Der Begriff Disruption geht auf den amerikanischen Professor Clayton M. Christensen zurück, der 1997 das Buch „The Innovator‘s Dilemma“ veröffentlichte. Evolutionäre Technologien verbessern Produkte für die Stammkundschaft, d.h. die Produkte werden Schritt für Schritt immer weiter verbessert. Disruptive Technologien dagegen bringen neue Produkte für noch zu erfindende Märkte hervor. Unternehmen mit disruptiven Innovation agieren dabei aus einer Marktnische heraus und bedienen Kunden, die für etablierte Unternehmen nicht interessant sind. Mit der Zeit erhöht sich die Qualität der neuen Produkte und diese werden von immer mehr Kunden gekauft. Die etablierten Unternehmen bekommen damit eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Ein schönes Beispiel für eine disruptive Innovation ist Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet, die als gemeinnütziges Projekt mit freiwilligen Autoren und Autorinnen 2001 startete. Demgegenüber standen die traditionellen gedruckten Enzyklopädien mit bezahlten Autoren wie z.B. der Brockhaus, dessen 30 bändige 21. Auflage in 2006 zu einem Gesamtpreis von 2.820 Euro verkauft wurde und zusammen 70 Kilogramm wog. Die gedruckten Enzyklopädien konnten schließlich nicht mehr mit dem kostenfreien Wikipedia-Angebot konkurrieren, das neue Themen schnell aufnehmen und bestehende kontinuierlich aktualisieren konnte. Die Brockhaus Enzyklopädie gibt es heute nicht mehr.

Was sind Geschäftsmodell-Innovationen?

Ein Geschäftsmodell beschreibt das Grundprinzip, nach dem eine Organisation Werte schafft, vermittelt und erfasst. Vereinfacht gesagt, beschreibt ein Geschäftsmodell die Art und Weise, wie ein Unternehmen Geld verdient. Geschäftsmodell-Innovationen betreffen also eine neue Art und Weise, wie ein Unternehmen mit Produkten und/oder Dienstleistungen Einnahmen generiert. Geschäftsmodell-Innovationen sind dabei nichts Neues. Beispielsweise ist die Einführung von Fotokopierer-Leasing und das Pro-Kopie-Bezahlsystem von Xerox im Jahre 1959 eine Geschäftsmodell-Innovation.

Viele Geschäftsmodell-Innovationen werden durch die Digitalisierung begünstigt bzw. erst ermöglicht. Der Onlineshop schrankwerk.de für Möbel nach Maß ermöglicht es zum Beispiel, einen Schrank online zu konfigurieren. Dadurch lassen sich Schränke fotorealistisch planen und gestalten. Maße und Ausstattungswünsche werden direkt an die Tischlerei übermittelt und per CAD-Programm an die Fertigung übergeben. Mit ihrem Onlineshop konnte die Tischlerei Dickmänken aus Rheine ganz neue Kunden gewinnen und erhielt dafür 2017 den Innovationspreis Münsterland in der Kategorie „Digitale Geschäftsmodelle“.

Was ist Design Thinking und wie funktioniert es?

Design Thinking hat zum Ziel, komplexe Probleme zu lösen, neue Ideen zu entwickeln und dabei den Kunden bzw. Nutzer ins Zentrum aller Überlegungen zu stellen. Design Thinking ist damit eher ein Ansatz zum Lösen von komplexen Problemen und zum Entwickeln von neuen Ideen als eine Innovationsmethode.

Voraussetzungen für effizientes Problemlösen mit Design Thinking sind:

  • multidisziplinäre Teams (Disziplinen, Alter, Erfahrung etc.)
  • die Arbeit in Kreativität fördernden Räumen
  • die gemeinsame Entwicklung einer Fragestellung
  • die Kenntnis der Bedürfnisse und Motivation von Kunden und
  • der Entwurf von Konzepten, die mehrfach geprüft, angepasst und verändert werden.

Design Thinking lässt sich am besten mit „Denken wie ein Erfinder“ übersetzen. Im Design Thinking gibt es sechs Schritte, die im Prozess immer wiederholt werden:

  • Verstehen: Verständnis des Problems, Wahl einer geeigneten Fragestellung im Hinblick auf die Bedürfnisse und Herausforderungen des Projekts
  • Beobachtung: intensive Recherche und Feldbeobachtung des Nutzers, Gewinnung wesentlicher Erkenntnisse, Abgrenzung der Rahmenbedingungen
  • Synthese/Standpunkt bestimmen: Herunterbrechen der gemachten Beobachtungen auf einen einzelnen, prototypischen Nutzer, Definition der Bedürfnisse des Nutzers
  • Ideenfindung: Entwicklung und Visualisierung von Ideen
  • Prototyping: Erstellung einfacher Prototypen zum Veranschaulichen der Ideen, Test an der Zielgruppe
  • Verfeinerung: Lernen auf Basis des Tests an der Zielgruppe, Verfeinerung des Prototyps solange bis ein optimales, nutzerzentriertes Produkt entstanden ist (dieser Schritt kann alle bisherigen Schritte betreffen)

Innerhalb dieser sechs Schritte können die unterschiedlichsten Methoden angewendet werden, wie z.B. die Nutzung von verschiedenen Kreativitätstechniken zur Ideenfindung oder Lego Steinen zum Bau einfacher Prototypen.

Quellen

B. van Aerssen, C. Buchholz (Hrsg.) (2018) Das große Handbuch Innovation: 555 Methoden und Instrumente für mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen. München: Vahlen.

R. Gleich, C. Schimank (Hrsg.) (2015) Innovationscontrolling: Innovationen effektiv steuern und effizient umsetzen. München: Haufe.

Clayton M. Christensen (2011) The Innovators Dilemma: Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren. München: Vahlen.

A. Osterwalder, Y. Pigneur (2011) Business Model Generation: Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer. Frankfurt: Campus.

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