FrachtPilot | Landwirtschaft | Innovation aus dem Münsterland
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Innovation Story
FrachtPilot

Es geht auch digital: Software unterstützt Landwirte bei regionaler Direktvermarktung

Kooperationspartner: FlexFleet Solutions GmbH und die Universität Münster (Institut für Wirtschaftsinformatik)

"Mal eben" Lebensmittel direkt vermarkten, ist für viele Landwirte nicht möglich. Denn schon bei wenigen Kunden ist der Organisationsaufwand mit Blick auf Verwaltung, Abrechnung, Kommissionierung und Routenplanung riesig. Drei Münsterländer Gründer haben eine Software entwickelt, die all diese Schritte übernimmt und dem Landwirt so seine Unabhängigkeit zurückgibt.

Erfahre auf dieser Seite mehr über die Innovation aus dem Münsterland.

Die Innovation story im Video

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FlexFleet Solutions GmbH, Münster

Die FlexFleet Solutions GmbH aus Münster bietet mit FrachtPilot eine Software für die regionale Direktvermarktung von Lebensmitteln und Lieferdienste an. Das Unternehmen wurde 2019 gegründet und beschäftigt derzeit rund zehn Mitarbeiter.

Universität Münster, Institut für Wirtschaftsinformatik, Münster

Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Münster zählt zu den größten und renommiertesten Wirtschaftsinformatik-Instituten in Deutschland. Die Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich mit der Gestaltung, Einführung und Bewertung betrieblicher und überbetrieblicher Informationssysteme.

Herausforderung: Direktvermarktung verursacht Papierberge

Viele Landwirtinnen und Landwirte haben bei der Direktvermarktung ein Problem: Der Organisationaufwand ist schon bei wenigen Kunden enorm. Denn Bestellungen, Rechnungen und die Routenplanung produzieren vielerorts Papierberge. Viele nutzen Stift und Zettel oder selbst gebastelte Excel-Tabellen, um die Bestellungen anzunehmen, zu verwalten, abzurechnen und zu kommissionieren. Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Eine ganzheitliche Software für die landwirtschaftliche Direktvermarktung fehlt. Dabei bietet die regionale Direktvermarktung für die Landwirtschaft viele Vorteile: Landwirtinnen und Landwirte sind nicht mehr abhängig vom Handel und bestimmen ihre Preise selbst. Und trotzdem können sie auf große Nachfrage hoffen: Denn regionale Produkte liegen im Trend und werden von Privatpersonen und Restaurants gerne gekauft, gegessen und getrunken.

Lösungsansatz: Neue Software

Dr. Sebastian Terlunen, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Münster und selbst mit der Landwirtschaft groß geworden, erkannte das Problem. Als Mitarbeiter von Prof. Dr. Stephan Meisel am Institut für Wirtschaftsinformatik beschäftigte er sich vor allem mit der Routenoptimierung und Tourenplanung. Im Gespräch mit einem befreundeten Landwirt erfuhr er dann, dass viele Landwirte mangels Alternativen ihre Route auf dem Papier planen.

Doch eigentlich saß das Problem noch tiefer: Er stellte fest, dass die wenigsten Betriebe digitalisiert sind, auch die anderen Arbeitsschritte in der Direktvermarktung erledigen die meisten mit Zettel und Stift. Deshalb holte sich Sebastian Terlunen kurzerhand die Wirtschaftsinformatiker Jan-Hendrik Fischer und Dr. Stefan Fleischer ins Team und beantragte mit ihnen ein EXIST-Gründerstipendium beim Bundeswirtschaftsministerium. Mit Erfolg. Zum einen konnten die drei Teammitglieder damit ihre Arbeit ein Jahr lang finanzieren.

Zum anderen wurden sie in das Accelerator-Programm des Digital Hub Münsterland aufgenommen und konnten so auf ein großes Experten-Netzwerk und ein mehrmonatiges Mentoring zurückgreifen. Gemeinsam mit fünf Testkunden entwickelten sie in dieser Zeit eine neue Software für Direktvermarktung: FrachtPilot. Prof. Dr. Meisel unterstützte das Gründerteam dabei.

Erfolg: Dank FrachtPilot Zeit und Geld sparen

2019 gingen die Gründer mit ihrer Software FrachtPilot an den Start, einer praktischen Cloud-Lösung. Die Software organisiert die landwirtschaftliche Direktvermarktung vom ersten bis zum letzten Schritt. Von der Bestellung bis zum eigenen Webshop. Der FrachtPilot verwaltet Kunden, Produkte und die Lagerbestände. Er übernimmt die Kommissionierung, erstellt Lieferlisten, plant die Flotten, arbeitet die Routen aus und behält im Blick, ob die Zustellung geklappt hat. Er erfasst auch die Retouren, verwaltet die Abrechnungen, und am Ende meldet er sogar die Umsatzsteuer-Daten an das Finanzamt. Für Sebastian Terlunen bedeutet das: „den Hof auf Autopilot stellen“.

Der FrachtPilot besteht aus verschiedenen separat buchbaren Modulen und kann über Smartphone, Tablet oder Desktop-PC genutzt werden. Mithilfe der Software können Landwirtinnen und Landwirte viel Zeit und Geld sparen – allein bei den Pilotkunden ergaben sich Einsparpotentiale von bis zu 25 Prozent. Für viele in der Landwirtschaft macht es zudem erst der FrachtPilot möglich, überhaupt in die Direktvermarktung einzusteigen. Er macht die Landwirtin und den Landwirt wieder unabhängig und gibt ihnen die Chance, ihre Produkte selbst zu vermarkten.

Enabling Networks Innovation Stories

Als regionale Verbundinitiative unterstützt Enabling Networks Münsterland Unternehmen und Hochschulen im Münsterland dabei, Innovationen zu entwickeln, sie umzusetzen und die richtigen Partner für das Vorhaben zu finden. Um zu zeigen, wie innovativ und gleichzeitig kooperativ das Münsterland auch jetzt schon ist, ist das Projekt zudem auf die Suche nach innovativen Kooperationsprojekten aus der Region gegangen. Die Ergebnisse sind auf dieser Seite dargestellt. Das Projekt Enabling Networks Münsterland wird im Rahmen des EFRE-Aufrufs „Regio.NRW“ von der Europäischen Union und dem Wirtschaftsministerium NRW gefördert.

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