Hidden Champion im Münsterland | technotrans
Hauptsitz der technotrans SE in Sassenberg
© technotrans SE
Hidden Champion
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Die Temperatur-Spezialisten: Aus Westfalen in die Welt

CEO der technotrans SE: Michael Finger
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17 Standorte weltweit, ein Umsatz von 238 Millionen Euro (2022), rund 1.500 Mitarbeitende – bei diesen Zahlen stellt sich die Frage: Warum zählt die technotrans SE laut einer Studie des NRW-Wirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2021 zu den „Hidden Champions“?

So unbekannt kann das börsennotierte Technologie- und Dienstleistungsunternehmen nicht sein. Vielleicht doch: Denn die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Sassenberg entwickelt technische Lösungen aus dem Bereich des Thermomanagements. Abnehmer sind ausschließlich Unternehmenskunden. „Verbraucher kommen oft nur indirekt mit unseren Produkten in Kontakt. Ein großartiges Beispiel dafür ist die Zeitung. Sie wird auf Druckmaschinen erstellt, die von technotrans-Systemen gekühlt werden‘“, sagt CEO Michael Finger und blickt zurück auf die Tage, als das Unternehmen noch reiner Zulieferer der Druckindustrie war.

Denn heute beliefert technotrans unterschiedliche Zukunftsbranchen mit seinen Kühl- und Temperierlösungen. Konkret heißt das: Das Technologieunternehmen stellt unter anderem Systeme her, die bestimmte Maschinen kühlen oder temperieren. Aber auch Filtration und Separation sowie Pumpen und Sprühen von Flüssigkeiten gehören zu den Kernkompetenzen des Konzerns. Mithilfe der Systeme können die Unternehmenskunden ihre Prozesse effizienter sowie umweltfreundlicher gestalten und damit den Einfluss auf Umwelt und Klima reduzieren.

Dabei bedient technotrans im Wesentlichen vier Fokusmärkte: Plastics, Energy Management, Healthcare & Analytics und Print. Und genau in diesen Branchen besitzt die Gruppe eine starke Marktposition und einen hohen Bekanntheitsgrad. Das Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern weltweit. Wie hat der Konzern das geschafft?

Firmengeschichte wie aus dem Silicon Valley

Es ist das Jahr 1970: Willy Brandt ist Bundeskanzler, die Beatles verkünden ihre Trennung, der Vietnamkrieg zieht immer weitere Kreise. Es ist eine turbulente Zeit als im westfälischen Harsewinkel die „Keimzelle“ der technotrans-Gruppe entsteht. Gemeinsam mit seiner Frau Josy gründet Franz Böhnensieker ein Maschinen-Konstruktionsbüro als kleinen Nebenerwerb in einer Garage: Die fb-apparatebau Böhnensieker GmbH & Co. Womöglich ein Erfolgsgeheimnis? Schließlich begannen auch die Geschichten von Microsoft, Amazon und Co. in einer Garage. 

1977 werden die ersten Feuchtmittelaufbereitungsgeräte gebaut. Das ist wichtig, denn sie sind der Grundstein für die Erfolgsgeschichte von technotrans. Und so verkauft Böhnensieker 1990 das Unternehmen an fünf leitende Mitarbeiter sowie zwei Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Im gleichen Jahr wird ein Standort in England gegründet. Ein erster Schritt in Richtung Expansion. Mittlerweile zählt technotrans zu den drei größten Anbietern von Feuchtmittelaufbereitungsgeräten weltweit.

„Es ist unglaublich, wie der damalige Betrieb innerhalb nur eines Jahrzehnts eine solch starke Marktposition in der Druckbranche einnahm. Die große Nachfrage führte nicht nur dazu, dass wir mehr Arbeitsräume, sondern auch mehr Personal brauchten. Den passenden Standort fanden wir schließlich in Sassenberg“, schildert Michael Finger.

Börsengang und weitere Standorte

Das Jahr 1997 markiert für technotrans einen bedeutenden Meilenstein: die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Im folgenden Jahr geht die (damals noch) technotrans AG an die Börse. Darüber hinaus baut der Konzern in den 1990ern seine Marktpräsenz weiter aus. Standorte in Frankreich, den USA und China werden gegründet. Ein Expansionskurs, der sich Anfang der 2000er mit weiteren Tochtergesellschaften und Übernahmen fortsetzt – bis zur Weltwirtschaftskrise ab 2007. Nun muss auch technotrans Umsatzeinbrüche hinnehmen, Kurzarbeit einführen und Standorte im Ausland aufgeben. „Es war eine schwierige Zeit. Viele Mitarbeiter hatten Angst um ihre Jobs. Aber technotrans hat alles in seiner Macht Stehende unternommen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, sagt Michael Finger.

Während die Finanzkrise andere Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit treibt, rappelt sich der Sassenberger Konzern wieder auf. Nach dem Zukauf weiterer Tochtergesellschaften in Deutschland vollzieht die technotrans AG 2018 die Umwandlung zur SE. Bei den zahlreichen Standorten und Kompetenzen wird aber allmählich deutlich: Eine starke und klare Dachmarke ist notwendig. Mit seiner neuen Strategie Future Ready 2025, welche ab 2020 erfolgreich umgesetzt wird, erreicht das Unternehmen einen gruppenweiten einheitlichen Auftritt und stellt die Weichen für die Zukunft. Und das alles während der Corona-Krise.

In der Krise auf Allzeithoch

„Wie zahlreiche andere Firmen blieb auch technotrans nicht von den Auswirkungen der Pandemie verschont. Allerdings haben wir es geschafft, diese Krise zu überstehen und daraus erwachsene Entwicklungen für uns zu nutzen“, sagt Michael Finger. Am Ende schließt technotrans das Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz auf Allzeithoch ab.

Und es gibt noch mehr gute Nachrichten im selben Jahr: Beim Wettbewerb „Attraktiver Arbeitgeber im Kreis Warendorf 2022” der gfw gewinnt der Konzern in der Sonderkategorie Talentmanagement. Damit blickt technotrans auch dem Fachkräftemangel zuversichtlich entgegen. 

Wie lange wird das Unternehmen bei diesem Erfolgskurs noch ein Hidden Champion bleiben?

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