Thorsten Heckrath-Rose | Besondere Radfahrer aus dem Münsterland
Firma ROSE Bikes in Bocholt
© ROSE Bikes GmbH/Ludger Bothe
Thorsten Heckrath-Rose

Thorsten Heckrath-Rose im Porträt

Thorsten Heckrath-Rose
© ROSE Bikes GmbH/Ludger Bothe

Fahrrad-Leidenschaft – Made in Bocholt

Münsterland ist Fahrradland. Hier in der Region wird aber nicht nur viel und gerne gefahren – hier werden auch Premium-Räder gebaut, die Radsportfans in ganz Deutschland faszinieren: bei ROSE Bikes in Bocholt. In diesem Interview spricht Geschäftsführer Thorsten Heckrath-Rose über Trends im Fahrradmarkt, die rasante Entwicklung des Unternehmens und verrät seine Tipps für die Fahrradregion Münsterland.

„Die Affinität zum Fahrrad im Münsterland hat uns auf jeden Fall geholfen.“

Thorsten, als Unternehmer, der sich jeden Tag mit Fahrrädern beschäftigt: Was fasziniert dich am Radfahren – wie oft sitzt du selbst auf dem Rad?

Jeden Tag. Meine Wege hier in der Stadt versuche ich alle mit dem Rad zurückzulegen. Du kriegst so einfach den Kopf frei, kommst besser gelaunt an deinem Ziel an und bist oft auch noch schneller als mit dem Auto. Im Alltag gibt es für mich keinen Grund, nicht mit dem Rad zu fahren. Und in der Freizeit mache ich das sowieso gerne. Größere Einkäufe erledige aber auch ich mit dem Auto. Ein Lastenrad habe ich noch nicht.

Welchen Radtyp fährst du denn aktuell? Du genießt ja den Vorteil einer großen Auswahl.

Im Moment fahre ich gerne mit dem Gravelbike. Das sind einfach Allrounder, mit denen du alles machen kannst: von der Schotterpiste über den Waldweg bis zur asphaltierten Straße. Ich muss mir damit im Vorfeld keine Gedanken machen, wo ich herfahren möchte. Mit dem Rennrad musst du deine Tour ja relativ präzise planen.

Die Menschen im Münsterland haben traditionell eine hohe Affinität zum Fahrrad. Hat diese emotionale Verbundenheit für den Erfolg von ROSE Bikes eine Rolle gespielt?

Es ist auf jeden Fall ein Faktor. Die Rad-Infrastruktur ist hier vorhanden, da fällt es leichter, sich gut zu entwickeln. Die Affinität zum Fahrrad in der Region hat uns auf jeden Fall geholfen, das ist gar keine Frage. Gerade bei der Entwicklung von Produkten, die für die lokale Anwendung gedacht sind – urbane Bikes für Radreisen und Touren zum Beispiel. Es hilft natürlich auch, wenn man selber täglich in der Lage ist, Rad zu fahren. Man entwickelt so ein ganz anderes Verständnis für das Produkt. Ein „fahrradgünstiges“ Klima ist auf jeden Fall hilfreich.

ROSE Bikes ist heute ein führender digitaler Versandhändler der Branche. Gab es in der Firmenhistorie so etwas wie die eine wichtige Entscheidung, die das Fundament für den späteren Erfolg gelegt hat?

Ich glaube, es war eher eine Vielzahl von Entscheidungen, die sich im Nachhinein als richtig herausgestellt haben. Bis weit in die sechziger Jahre waren wir ein reiner Einzelhandelsbetrieb. Das hat sich in den siebziger Jahren geändert, als wir uns zunehmend auf Rennräder spezialisiert haben. Mein Schwiegervater hat damals in Italien und später Asien Kontakte zu Herstellern aufgebaut und viel direkt importiert. Er hat sich intensiv eingearbeitet, wie die Produktion eigener Räder aussehen könnte. Wir haben dann über 30 Jahre unseren Katalog produziert und damit den Weg in den Direktversand gefunden. Es ist wichtig, eine Entscheidung im richtigen Moment zu treffen und das ist uns oft gelungen – zum Beispiel bei der Digitalisierung und in der Markenentwicklung. Wir haben früh begonnen, uns als Marke zu verstehen und uns unabhängig aufzustellen. 

Was erwarten eure Kundinnen und Kunden von ROSE Bikes?

Wir stehen für guten Service. Das bringt natürlich bei dem Wachstum, was wir momentan erleben, einige Herausforderungen mit sich, denn die Service-Infrastruktur muss ja mitwachsen. Nahbarkeit ist uns auch sehr wichtig. Wir versuchen unsere Kundinnen und Kunden an vielen Stellen miteinzubinden – zum Beispiel durch attraktive Community-Events. Und selbstverständlich ist auch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wichtig. Da wir direkt und ohne Zwischenhändler mit unseren Kundinnen und Kunden in Kontakt stehen, haben wir hier natürlich gute Voraussetzungen.

Was sind im Moment die größten Trends im Fahrradmarkt?

Gravelbikes sind im Moment der Riesentrend. Die sind heute das, was vor Jahren noch Mountainbikes waren. Wer cool unterwegs sein wollte, auch in der Stadt, kaufte sich damals ein MTB. Mein Gefühl ist, dass Gravelbikes jetzt so etwas wie neue Mitte werden, die alle vereint. Für uns ist das super, weil wir als Gravelbike-Marke in Deutschland in einer führenden Position sind. Aber auch E-Bikes werden für uns immer wichtiger. Sportlich ambitionierte Kundinnen und Kunden entdecken die Elektrounterstützung zunehmend für sich. Im Moment sind wir hier noch bei einem Anteil von unter 20 Prozent – der wird aber in den nächsten Jahren wachsen.

„Kleinere, landwirtschaftlich genutzte Wege sind für mich ein Geheimtipp im Münsterland.“

Hast du selber Lieblingsstrecken, wenn du im Münsterland mit dem Rad unterwegs bist?

Ich fahre generell sehr gerne auf kleineren, landwirtschaftlich genutzten Wegen, die bei uns in der Region oft sehr gut asphaltiert sind. Das ist für mich ein Geheimtipp für das Münsterland. Ich bin nicht so gerne entlang der großen Hauptstraßen unterwegs. Auf den kleinen Wirtschaftswegen bin ich mitten in der Natur unterwegs und muss nicht so sehr auf den Autoverkehr achten.

Wie würdest du generell die Fahrradregion Münsterland charakterisieren?

Wir haben wunderschöne Wasserschlösser, tolle Routen, eine gute Rad-Infrastruktur. Viele Hotels haben Lademöglichkeiten für E-Bikes am Haus. Ich sehe hier viel Potenzial, noch mehr Menschen ins Münsterland zu ziehen und dafür zu begeistern, hier Rad zu fahren. 

Vielen Dank für das Gespräch und allzeit gute Fahrt!

Über ROSE Bikes

ROSE Bikes ist ein Fahrradhersteller und Versandhändler mit Sitz im münsterländischen Bocholt. Das Familienunternehmen beschäftigt rund 480 Menschen. ROSE entwirft seine Räder in Deutschland und montiert sie von Hand in Bocholt. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1907 als kleiner Fahrradladen von Heinrich Rose. In den achtziger Jahren führte Erwin Rose das Unternehmen, importierte als einer der ersten Europäer japanische Bikes und baute den Versandhandel auf. Der erste ROSE-Versandkatalog erschien 1982 und wuchs auf bis zu 1000 Seiten und 800.000 Exemplare an. Heute ist das Unternehmen einer der größten digitalen Versandhändler von Fahrrädern, Fahrradteilen und -zubehör in Deutschland. Seit  2011 bringt die Familie Räder unter der Eigenmarke ROSE auf den Markt. ROSE Bikes vertreibt seine Fahrräder über das Internet und über acht eigene Stores in Deutschland und der Schweiz. Hinzu kommen Shop-in-Shop-Flächen in diversen Städten.